Anna-Luisa Figuera Marques berichtet über ihr Training und Spiel in der portugiesischen Nationalmannschaft U16 in erfolgreicher Kombination mit ihrem Lernen für die anstehenden Zentralen Prüfungen am Ende der 10. Klasse
Montag, 9. Mai
Mein Trip nach Portugal startete am Montag, den 9. Mai, um 2 Uhr morgens. Mein Flug war leider schon um 6 Uhr und wir mussten extra bis nach Düsseldorf fahren. Da kein Verkehr herrschte, waren wir gegen 4 Uhr am Flughafen. Das Besondere war, dass meine Eltern mich bis zum Flugsteg begleiten durften, obwohl sie nicht mitflogen. Da ich minderjährig und unter 16 Jahre alt bin, läuft alles etwas anders ab, aber das wusste ich schon von meiner letzten Reise vor zwei Wochen.
Im Flugzeug war es ruhig, die meisten Leute schliefen, ich konnte es nicht, da ich viel zu aufgeregt war. Als ich in Lissabon ankam, dauerte alles mit den Koffern etwas länger, so dass ich den Mannschaftsbus „verpasste“ und allein mit meiner Betreuerin nach Porto fahren musste. Die Fahrt dauerte ca. drei Stunden. Als ich im Trainingslager ankam, musste ich mich sofort im Hotelzimmer umziehen und direkt aufs Feld zum Training.
Zum Glück kannte ich die meisten schon vom letzten Mal und freute mich, einige der Mädchen wiederzusehen. Es waren wieder einige aus dem Ausland angereist.
Nachmittags hatten wir etwas Zeit für uns. Ich nutzte sie zum Lernen und las mir einige Lernzettel, die ich mitgenommen hatte, durch.
Abends gab es Nudeln, denn Kohlenhydrate sind für uns eine wichtige Quelle. Außerdem spielten wir noch einige Spiele wie Stadt, Land, Fluss mit der gesamten Mannschaft und den Trainern und Betreuern.
Ich war müde und schlief im Zimmer direkt ein.
Dienstag, 10. Mai
Dienstag stand nur Training auf dem Programm. Das erste Training startete direkt nach dem Frühstück um 11 Uhr. Es ähnelt dem Training vom VFL Bochum sehr.
Es ging vor allem um Passgenauigkeit. Da wir alle aus unterschiedlichen Mannschaften kommen, müssen wir unsere Spieltechnik noch aneinander anpassen, damit beim Spiel dann alles reibungslos verläuft und unsere Pässe dort ankommen, wo sie sollen. Des Weiteren machten wir einige Fitnessübungen und einige zur Ballkontrolle. Am Ende übten wir wie immer unsere Torschusstechniken und das Training endete mit einem Spiel. Das ist für mich persönlich immer das Highlight des Trainings. Wir haben alle Spaß und können uns so gut einspielen.
Nachmittags durften wir uns von der Physiotherapeutin massieren lassen und etwas im Aufenthaltsraum zur Ruhe kommen. Es war interessant zu hören, wo alle herkommen und natürlich war eins der Topthemen unsere Leidenschaft, Fußball. Vorm Abendessen nahm ich mir noch eine Stunde, um meine Lernzettel durchzugehen. Denn obwohl ich den Aufenthalt sehr genoss, hatte ich immer meine Abschlussprüfungen im Kopf. Fußball ist zwar mein Traum, dennoch möchte ich einen vernünftigen Schulabschluss bekommen und eine Ausbildung beenden. Ich bin der Meinung, mit viel Disziplin bekommt man beides unter einen Hut.
Mittwoch, 11. Mai
Der Mittwoch unterschied sich kaum vom Dienstag. Das Training begann um 11.15 Uhr. Heute lag der Fokus aber vor allem auf unserer Kondition. Das war das Training, was ich persönlich am wenigsten mag. Kondition ist wichtig, damit wir es 90 Minuten auf dem Platz aushalten und nicht nach 10 Minuten schon aufgeben und Seitenstiche haben. Meine Kondition ist zwar nicht schlecht, aber im Gesamten schon mein Schwachpunkt. Zum Glück ist Kondition aber eine Sache, die man sich gut antrainieren kann. Wenn man jeden Tag joggen geht, sieht man nach einigen Wochen schon große Erfolge. Leider war es sehr warm, so um die 26 Grad und strahlender Sonnenschein, was es nicht einfacher machte.
Bei solchen Wetterbedingungen ist es wichtig viel zu trinken, damit man nicht dehydriert und sich einzucremen. Auch, wenn wir erst Mai hatten, war die Sonne schädlich für die Haut und unsere Trainer achten darauf, dass wir gut umsorgt waren.
Nachmittags saßen wir alle draußen und genossen etwas die Sonne.
Nach dem Abendessen war ich nicht mehr lange bei den restlichen Mädchen, sondern nutzte die Zeit zum Lernen.
Donnerstag, 12. Mai
Dies war bisher der aufregendste Tag, unser erstes Spiel. Wir fuhren mittags nach Mirandela, eine Stadt ganz im Norden von Portugal und ein bis zwei Stunden von Porto entfernt. Wir wärmten uns im Stadion „Sao Sebastião“ auf und um 16 Uhr war das Spiel gegen Island. Ich wurde in der 45. Minute eingewechselt. Wir gewannen 2 zu 1.
Abends fuhren wir zurück nach Porto. Im Hotel analysierten wir dann noch das Spiel und besprachen unsere Fehler. Es ist wichtig, nach jedem Spiel zu reflektieren, damit man aus seinen Fehlern lernen kann und sich verbessert. Rückblickend finde ich, dass wir dafür, dass wir so selten gemeinsam gespielt hatten und viele Neue dabei waren, wie ich zu den Beispiel, ziemlich gut zusammengespielt hatten.
Freitag, 13. Mai
An diesem Tag passten wir unser Training auf unsere Fehler vom gestrigen Spiel an. Wir verbesserten unsere Techniken und machten viele Teamübungen, damit das Kommunizieren im Spiel und der Spielablauf reibungsloser verliefen.
Das Wetter war wie in den letzten Tagen sehr schön. Einerseits war es manchmal etwas hart bei dieser Wärme zu trainieren, andererseits genoss man die Sonne und fühlte sich motivierter. Am Abend hatten wir noch feste Zeiten zum Lernen und danach gab es Abendessen.
Samstag, 14. Mai
Am Samstag stand ein wichtiges Spiel an: Wir spielten gegen Österreich. Das Witzige daran war, dass ich unsere Gegnerinnen perfekt verstand.
Das Spiel begann um 15:30 Uhr im „Estádio Municipal de Macedo de Cavaleiros“, auch ca. zwei Stunden von Porto entfernt. Der Ort ist sehr klein, viel kleiner als Unna, das Stadion hatte dennoch eine große Zuschauertribüne.
Wie jedes Mal war es für uns alle sehr aufregend, die Nationaltrikot anzuziehen und die Hymne vorne zu singen. Vor jedem Spiel haben wir ein Ritual, bei dem wir im Kreis stehen und uns einen Spruch zurufen. „É preciso perder, para depois se ganhar!“ Diese Zeilen stammen von einem sehr bekannten Lied und heißen so viel wie: „Manchmal muss man verlieren, um dann zu gewinnen!“ Damit soll uns der Druck auf einen Sieg etwas genommen werden, denn manchmal gewinnt man, aber manchmal verliert man auch.
Wir verloren dieses Spiel leider knapp und unverdient mit 2:1.
Sonntag, 15. Mai
Heute stand Regeneration auf dem Plan. Wir standen morgens um 9 Uhr auf, frühstückten und hatten eine lockere Trainingseinheit mit dem Schwerpunkt von Abschlüssen aufs Tor. Nach dem Training und dem Mittagessen stand das Schlimmste auf dem Programm, nämlich das Eisbad und da mussten wir uns für zehn Minuten hineinsetzen, damit unsere Beine nicht mehr so schwer waren. Am Abend gab es noch ein paar Mannschaftsaktivitäten, um unsere Gemeinschaft zu stärken.
Montag, 16. Mai
Am Montag gab es, nachdem wir gefrühstückt hatten, eine Besprechung mit der Mannschaft, in der alle Taktiken besprochen wurden. Am Nachmittag folgte wieder eine lockere, aber eher taktische Einheit. Nach dem Mittagessen ging es zurück in den Besprechungsraum um zu lernen. Nach ungefähr 90 Minuten Lernen mussten wir uns zwei Stunden ausruhen, damit wir fit für die zweite Einheit des Tages waren. Am Abend guckten wir uns noch ein Fußballspiel an und aßen natürlich zu Abend.
Dienstag, 17. Mai
Heute stand das nächste wichtige Spiel an, nämlich das sogenannte „Duell Iberico“ gegen Spanien. Dieses Mal hatten wir eine etwas kürzere Anreise zum Estadio Municipal de Bragança, wo wir direkt morgens losfuhren, weil wir um 11 Uhr anfingen. Wir gingen motiviert ins Spiel hinein, verloren am Ende leider etwas deutlicher. Dennoch konnten wir auch ein paar positive Sachen aus dem
Spiel ziehen. Wir fuhren mit der Mannschaft zurück nach Lissabon. Die Busfahrt war sehr anstrengend, da wir sechs Stunden brauchten. In Lissabon angekommen, aßen wir zu Abend und fielen danach alle ins Bett.
Mittwoch, 18. Mai
Am letzten Tag ging es für mich schon um 9 Uhr los zum Flughafen. Nachdem ich mich bei allen verabschiedet hatte, wurde ich zum Flughafen gebracht und ich landete um 16 Ortszeit in Deutschland. Als ich aus dem Flieger ausgestiegen war, musste ich noch auf mein Koffer warten, bis ich endlich meine Eltern wieder sehen und ihnen in die Arme fallen konnte.
Die großartige Reise war da dann auch leider schon zu Ende.